Johnny Häusler hat so schön geranted in seinem Post „Als ginge es nur um das Tempelhofer Feld“. Auch ich habe eine Immobilie vor der Nase, die seit Jahren leersteht, und keiner weiß eigentlich, warum – Auszug aus einer Kleinen Anfrage der SPD von 2012(pdf):
„Der LiFo will das Grundstück Berliner Straße 42 vermarkten. Der Leerstand ist in dem Verkauf des Grundstückes begründet. Für das Gebäude Berliner Straße 43 besteht ein Erbbaurechtsvertrag mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin e. V. Warum der Verein keine Nutzung aufgenommen hat, ist nicht bekannt.“
Ende 2012 sollte für das Gebäude demnach ein Bieterverfahren eröffnet werden. Es gab dem Internet nach Pläne z.B. für ein Studentenwohnheimprojekt. Ob verkauft wurde oder nicht – keine Ahnung. Passiert ist seitdem jedenfalls: genau nichts. Die Paritätische Gesundheitsverband GmbH bewirbt das Gebäude online noch immer vollmundig mit:
„Das Haus wurde Mitte April 1973 als Stadtambulatorium Pankow in der Berliner Straße eröffnet. Es liegt verkehrsgünstig zwischen den U-Bahnhöfen Vinetastraße und Pankow.“
Doch das Haus steht leer. Das Gebäude wittert und verfällt vor sich hin. Frevel ist das. Denn natürlich ist Neubauen nicht die einzige „alternativlose Alternative“, die politisch doch so gerne hochgehalten und jetzt den angeblich feindlich-dummen Bürgerinnen und Bürgern angesichts der Tempelhof-Entscheidung unter die bösen Nasen gerieben wird. Natürlich gibt es umfangreichen Leerstand in Berlin, der sozialverträglich nutzbar wäre. Natürlich gibt es schon umfangreiche Sammlungen hierzu, bei denen sich Weiterlesen lohnt. Und wenn der Wiederaufbau eines Gebäudes aus Gründen zu teuer ist, dann muss eben die Abrissbirne ran und jedenfalls die Fläche genutzt werden.
Die manubloggt-Kinder beschäftigt das Haus in der Berliner Straße immer wieder. Es ist ja auch spannend um diese Ruine herum – sie klettern gern an den Fensterbrettern hoch, schauen hinein, würden sich gern auch mal so richtig innen umschauen, weiter hineingehen in dieses Haus, das so viele Rätsel aufgibt. Sie verstehen in ihrem kindlichen Pragmatismus noch viel weniger als ich, warum mitten in der Stadt ein großes Haus einfach dem Verfall überlassen werden darf, statt es aufzumachen für die, die eines brauchen. Tochter meint; „Es sieht eigentlich noch ziemlich gut aus!“ und schlägt vor, man könnte doch einfach die Türen aufmachen und „und alle Nachbarn bringen jeder eine Matratze oder einen Stuhl oder wenigstens was zu Essen, und dann muss doch nur einer den Leuten ohne Wohnung sagen, dass sie da rein können“. Klar, ganz so einfach ist es nicht, aber – warum eigentlich nicht?!
Schräg gegenüber ist übrigens einer dieser vielen eingeschossigen Discounter, die nicht nur hier im Kiez wie Pilze aus dem Boden schießen. Belegt inklusive Parkplatz eine riesige Fläche, erlaubt auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten keine öffentliche Parkraumnutzung. Wurde wie „alldieanderen“ konzipiert als Flachbau ohne übergeordneten Wohnraum. Warum für solche Konstruktionen immer wieder neu Bauerlaubnisse erteilt werden, anstatt die Anlage von Supermärkten u.ä. verpflichtend mit dem Bau von am besten sozialverträglichem Wohnraum zu koppeln und dies entsprechend zu fördern, muss ich auch nicht verstehen, oder? Selbst wenn es sich um Flächen in privater Hand handelt – das ist wohl für 85% der Berliner Flächen der Fall – , gibt es hierfür ja sehrwohl eine politische Handhabe, sei es über Flächennutzungspläne oder z.B. über Auflagen bei der Bewilligung der Bebauung innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile. Möglichkeiten hätte es also gegeben, allein es fehlte der bausozialpolitische Wille? Und fehlt und fehlt der „politischen Führungsriege“ in Bezirk und Stadt immer noch? Es sind nicht nur die Kinder, die das nicht verstehen – ich schließe mich dem vollumfänglich an.