Circa Ende 2015 erzählten mir bei einem netten Treffen zwei liebe Menschen, die ich aus dem politischen Umfeld kenne, dass in ihrem Umfeld welche ein Kind bekämen, und von ihrer leichten Sorge, dass sich dann mit denen eigentlich alles nur noch um DIESES eine Thema drehen würde. Und sie sagten mir sinngemäß: „Ach Manu, aber DU bist da ja das Gegenbeispiel. Du hast doch auch mit den noch kleinen Kindern so viel anderes gemacht. (..)“
Manu schweigt
Dieses Gespräch hat mich ziemlich beeindruckt (zumal ich zu der Zeit selbst und für andere unsichtbar nach vielen Jahren des Wünschens und Partnerüberzeugens tatsächlich gerade „ein bisschen schwanger“ war). Das Gespräch hat mich nachdenken lassen über mich, über mein Engagement gestern, heute, morgen, über mein Blog, über die Frage nach dem Voltaire’schen „Gärtnern“ oder dem Kämpfen gegen Windmühlen (ganz egal, ob diese nun „Vorratsdatenspeicherung“ und „Überwachungsgesetze“ oder „AfD“ und „Front National“ auf ihren Flügeln zu stehen haben). Das Gespräch ist mit ein Grund, warum es (nicht nur) hier so still wurde um mich, um meine digitale Persönlichkeit. Was würde ich noch schreiben, was schreiben wollen? Was vom Privaten publik machen, was politisch betrachten,…?
Ja, ich fühlte mich „gepampert“ von der Aussage, ein „tolles Gegenbeispiel“ zu sein. Und wusste oder fühlte aber doch eigentlich auch sofort, dass es meiner Selbstwahrnehmung letztlich nicht entsprach. Denn auch wenn ich weiter studierte beim ersten Kind, auch wenn ich ziemlich kurz nach der Geburt von K2 einen Job annahm, auch wenn ich immer noch viel anderes machte als das Tausendsassa, das ich nun einmal bin und bleiben werde, und auch wenn ich mich in den Jahren, in denen meine beiden Großen im Kita- und Grundschulalter waren, recht intensiv politisch engagiert hatte: Meine Gedanken, meine Bestrebungen kreisten trotzdem und vielleicht gerade darum auch immer sehr um meine kleinen großen ganz persönlichen Wunder. Ja, ich hätte so ziemlich alles sofort für sie aufgegeben. Und wie wichtig mir Kinder im Allgemeinen, aber auch meine im Besonderen waren und sind, spiegelte sich schließlich auch auch immer hier, auf diesem meinem kleinen Blog, mindestens zwischen den Zeilen.
„Schnulli“-Content
Wir haben hier tatsächlich noch ein Baby bekommen und nun darf ich ihn noch mal ganz hautnah erleben, diesen Zauber des ersten Jahres.*
Und nach vielem langem Hin- und Herüberlegen sag ich jetzt auch: Ja, das ist gerade der Schwerpunkt in meinem Leben. Ja, darum kreise ich gerade voller Glück, denn dieses dritte Wunder war sogar in meinem privilegierten, überaus wohlbehüteten und liebeserfüllten Leben keineswegs selbstverständlich. Und ja, bei allem schlechten Großen, dass der Rede und der Aufregung vielleicht so viel wichtiger erscheint – über dieses Kleine will ich momentan mit Vorliebe schreiben. Denn mein kleines, unwichtiges Leben spielt eben gerade auf diesen Saiten und ich bin so un-, un-, un- unendlich dankbar dafür.
Und vielleicht ist, bleibt ja sogar irgendwie politisch, irgendwie gesellschaftlich relevant, was ich so Kleines schreibe, auch wenn es sich um Kinderarztbesuche, windel(freies) Leben, um Geschwisterliebe und ähnlichen „Schnulli“ handelt.
*Ich weiß natürlich, dass nicht jede und jeder diese Zeit als Zauber empfindet. Ich kenne die Debatte um „regretting motherhood“ und will diese in keiner Weise abwerten oder gar wegreden. Für mich selbst jedoch ist es tatsächlich ein großer Zauber mit ganz viel Liebe und unbezahlbar-wertvollem Bling Bling und ich gehöre zweifelsohne zu jenen, die in der Elternschaft mit – vielleicht aus manchem Auge gar übertriebener – Freude aufgehen und diese Rolle in freier Wahl leben möchten.